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Das Teamsaurer als Berger auf der Libya Rally 2012 in Tunesien

 

Reisebericht zur Libya Rally 2012
teamsaurer fährt Camion Balais
Bericht von Thomas Sprinzing alias Klinsi alias Exilfranke:



1. Teil - Vor dem Rennen
Gegen Januar 2012 fragt mich unserTeamchef Lorenz, ob ich denn im Frühjahr Zeit hätte, er möchte mich gerne in die Wüste schicken. Nichts Böses ahnend sage ich ihm umgehend zu. Auf welches Abenteuerle ich mich da eingelassen habe, erfahre ich erst ein paar Tage später.
Es ist Mitte Januar, und noch sind die Dinge nicht wirklich geregelt; nur soviel ist klar: teamsaurer fährt auf der Liby Rally 2012 als Bergeteam in der Besatzung Peter P. und Edwin M. auf S-LKW 6x6 sowie Adi B. und Thomas S. auf Saurer 4x4. Die Verhandlungen gestalten sich kompliziert, Lorenz hat viel um die Ohren und der belgische Veranstalter noch mehr. Kurzfristig treffen wir, Lorenz, Adi, rudi und Thomas, uns am Bodensee, um den roten Saurer zu begutachten, alte Listen mit Fahrzeugbestückung zu kontrollieren, kleinere Reparaturen durchzuführen und weitere Aufgaben zu verteilen. Ein knackiger Samstag, und abends verassen wir die heiligen Hallen am See, jeder mit einem dicken Packen Hausaufgaben.
Im laufe der nächsten Wochen klärt sich die Lage, während wir neben unserem jeweiligen Tagesgeschäft den Berg an Aufgäbchen abarbeiten. Aus der Sache mit dem ursprünglich eingeplanten 3. LKW wird nichts, das Bedeutet für uns aber, noch enger zu Packen und größeres Risiko, da wir weniger an eigenen Teilen mitnehmen können. Lorenz reicht den Staffelstab an mich weiter, ich kommuniziere nun direkt mit dem Rallychef. Ruckzuck ist die Zeit vorbei, erste GPS-Tracks treffen per e-mail ein, ebenso die Tickets für die Fähre. Wir sollen uns in Genua mit den Kollegen von promedic treffen, die mit 2 Geländewagen und einem Steyr 12M18 den Rettungsdienst stellen.
Erste Diskussionen mit dem Organisator am Telefon ranken sich um die Aufgabenverteilung, und ob der S-LKW nicht auch noch die Renntankstelle machen könne. Ich argumentiere dagegen, tue mich aber schwer, der kerl ist störrisch und hartnäckig. Vir verbleiben so: ich mach das mit Clemens, dem Chef der promedic-Truppe aus. Mit dem komme ich schnell überein, daß wir die strategien für die ersten Renntage auf dem Schiff ausarbeiten, und ansonsten spätestens nach dem Tag 2 alle Pläne sowieso das papier nicht wert sind, auf dem sie stehen.
Die Zeit vergeht im Winde, und schon ist es Donnerstag mittag, und ich quäle mich durch einen ungewöhnlich idiotischen stuttgarter Stadtverkehr. Sämtliche Hauptrouten sind wegen Unfalls blockiert, und die Schleichwege sind daher auch dicht. 3 Stunden zu spät komme ich in Kressbronn an, Adi, Rudi und Stefan (vielen Dank für Deine Hilfe!) haben derweil schon angefangen, den Saurier aufzupacken. Adi schimpft mich wegen des bescheuerten Überlassungsvertrags vom ADAC, der nur in Deutscher Sprache verfaßt wäre, er habe beim hubert in Graz einen viel tolleren mit Französisch und Italienisch drauf gefunden. Eine halbe Stunde stochern wir im Netz umher, "Ganz oben auf der ersten Seite, da stehts drin" aber wir finden nix an. Müssen die Tunesier halt Deutsch lesen.
Am Freitag morgen starten wir sehr früh in die Halle, laden mein Gerödel aus der Rennsemmel in den Saurer, erledigen Papierkram und lassen uns noch von Dimitri in die Tricks der Dieselentlüftung einweihen. Dimitri ist leicht nervös, er will noch unbedingt die umgebaute Kraftstoffversorgung testen, und siehe da: ein Ventil ist komplett defekt und läßt keinen Diesel durch. Dimitri holt neues Material, das dauert (am Bodensee ists weit bis in den nächsten Baumarkt), das einbauen nicht. Wir starten am 16.3., etwa um 10:45.
Exakt um 11:26 erreichen Adi und ich Afrika. Bessergesagt, die Grenze Österreich-Schweiz. Zunächst aber, zum Ärger aller Beteiligten, knöpft uns die Asfinag einen Freundschaftspreis für die Strecke Pfändertunnel-Hohenems ab. Und das geht so: Go-Box aht noch Guthaben, aber das ist zu alt. Außerdem ist die Box noch auf die alte Nummer gemeldet. Umgehend, an der Tanke in Hohenems, geht Adi ummelden. Es ist sofort die Strafgebühr fällig, da ohne Go gefahren, und das guthaben muss erst durch erneutes Aufladen aktiviert werden. Mindestbetrag 75 Euro. Die Strafgebühr von 2x Maut ist natürlich erst zu bezahlen, sonst geht das Aufladen auch nicht. Wir sind um knapp 100 EUR erleichtert und erreichen den Übergang Hohenems.
Dort, in Hohenems, betreten wir nichtsahnend und frohen Mutes ein Büro, das sich wenige Minuten Später als zoll-Basar entpuppen sollte... Wir sind top-vorbereitet und haben sogar einen Ausdruck eines Formulars von der letzten Querung der Schweiz dabei, der bescheinigt, daß der Saurer als Werkstattwagen von der Straßenverkehrsabgabe befreit ist. Allein, der Zollamtmann F., der ist (mal wieder) ganz anderer Meinung. Er sagt: "Daas Auto hat ja eine Ladefläche, oder, und da chkann man was aufladen. Und dann ischt das nicht von der EssFauAh ausgenommen, oder." Er nimmt die Papiere an sich, und daddelt erstmal 5 min. an seinem PC umher. Die Schlange im Büro und draußen wird immer länger, die LKW stauen sich. Dann druckt er etwas aus, und zeigt uns das Papierstück, auf dem irgendwo das vorgenannte Argument in Klammern im Text steht. Wir halten dagegen, und zaubern eine Kopie des Schreibens vom letzten mal heraus. "Ha, das habe ja eh ich geschrieben, oder!" Sprach's, und legt das Blatt mit einer eeganten Handbewegung in den Müll. Er wendet noch ein, er habe ja damals das Auto nicht gesehe, weil sonst hätt er das ja nie ausgestellt, das Schreiben. Weitere 10min. später haben wir, nach kurzer Verhandlung über die Schadstoffklasse des Saurer, eine kleine Scheckkarte in der Hand und verlassen Hohenems umgehend Richtung Genua. Punkt Eins passieren wir den San Bernardino, verfolgen 2 aufgerödelte Geländewagen den Berg hoch, scheitern aber an einem 125er-Roller-Piloten, der, nachdem wir ihn endlich überholen konnten, uns dann doch den Stinkefinger zeigt. Daß er vorher mit atemberaubenden 65 km/h eine fetzige Schlange hinter sich gebaut hat, interessiert ihn wenig. Über den Berg machen die Allradler Pause, und wir hupen, aber die Herren Grüßen nicht zurück. Um kurz nach 2 Uhr sind wir in Varese an der Grenze und verlassen Afrika: 85,30 EUR kostet es, Schokiland mit einem Werkstattwagen zu durchqueren.
Gegen halb vier erreicht uns die Nachricht der Grazer, sie stehen ca. 80km vor Genua neben der Autobahn. in einem Flußbett, sie erwarten uns da; etwa eine Stunde später sind wir da. Peter und EdwinNach kurzer Pause mit Rührei für Adi und mich diskutieren wir, ob wir weiterfahren sollen, die entscheidung nimmt uns ein Carabinieri ab. Der tauchte auf, nachdem vorher ein roter Kleinwagen mit einem Pärchen besetzt, am Uferweg entlangschlich. Offenbar haben wir denen ihr Schäferstündle verunmöglicht(Dodeln, was stört es uns, wenn die tolle Kiste mit fremden Leuten 300m weiter wackelt), die Retourkutsche dafür kam dann aber sofort.


Wir fahren dann weiter, es erreicht mich der Anruf des Belgiers: wir sollen noch in Europa 600 Liter Superbenzin 98 oktan oder Flugbenzing kaufen, es wär ein Teilnehmerfahrzeug dabei, das nur mit Rennsprit liefe. Wir sagen, wir melden uns dann aus Genua, denn im Konvoi wird sich zum ersten mal zeigen, aus was ein S-LKW besteht: offenbar vorwiegend Sand, denn er schleppt sich wie eine Wanderdüne hinterher. Um halb neun Abends erreichen wir den Hafen in Genua, verhaspeln uns in einem Schildergewirr, praktisch weisen alle Richtungen nach "CTN - Tunis". WIr schlagen das Lager in einem kleinen Hof hinter einer Durchfahrt und vor einem hohen Zaun auf, schnacken, trinken ein Bierle und schlafen.
Am nächsten Morgen entbrennt beim Frühstück eine heftige Diskussion, ob unsere Einfahrt die richtige ist, die Entscheidung wird uns abgenommen, als wir auf der  anderen Seite des Hafenbeckens die promedics ankommen sehen. Wir klauben notdürftig alles zusammen, fahren rüber (nicht ohne Spaß beim Rangieren) und gesellen uns zu den Ärzten. Die fangen schon an, uns allen ein zünftiges Weißwurstfrühstück zu kredenzen. Den (belgischen) Plan, die beiden Geländeautos aufzulegen, um Fährgeld zu sparen, durchkreuzen die italienischen Vertreter der Reederei, und knöpfen den Doktores gleich nochmal Geld für die 2 Autos ab. Wir lungern noch ewig herum, ich gehe noch Einkaufen und lerne dazu, wo in Genua der nächste Fachmarkt für Unterhaltungselektronik ist, und kommen völlig verspätet gegen 20 uhr aufs Schiff. Es dauert weitere anderthalb Stunden, bis die Carthage ablegt, wir sitzen da schon längst im Restaurant. Terminabsprachen zwischen Grazern, Tirolern und Marmeladingern erweisen sich als äußerst kompliziert, und so kommt es, daß wir alle uns zur Begrüßung ersteinmal vom Chefbedienerich verseckeln lassen dürfen, wei es ja nicht angeht, daß wir da so tröpfelesweis und überhaupt so spät, wir haben ja scho zu und so geht das einfach nicht. Uns egal, her mit dem Chateau Mornag, Bauch voll und weiter geht's.

 

Wer denkt, nach dem Essen kommt nur noch Suppenkoma auf der Carthage, der irrt. Jetzt kommt der erste Akt im Lustspiel "Willkommen im echten Afrika". Zunächst bemühen wir uns drum, auch für jede Koje Bettdecke, Handtuch und Kopfkissen zu bekommen. Wir stellen fest, daß wir offenbar eher als Teil der 72-Jungfrauen-Truppe angesehen werden, denn unsere Tickets sind alle auf Damenkabinen ausgestellt, und die befinden sich exakt gleich um die Ecke von der Bordmoschee. Auf Ebene 3 sitzen also die gläubigen in der Moschee und auf dem Flur, und beten. Ob man die RIchtung immer dem Kurs des Schiffs anpasst, oder ob Mekka auf Ebene 3 immer da ist, wo der Muezzin seine Kabine hat, vermag ich nicht zu sagen. Jedenfalls wohnen Damengruppen gleich nebenan. Es hilft allerdings wenig, auf dem Schiff die "Pinguine" anzusprechen, ob man denn nun endlich Bettzeug bekäme, alle angesprochenen verkrümeln sich mit "Une Minute" hinter Zaubertüren,  die Menschen verschwinden lassen.
Wir beschließen, uns aufzuteilen. Peter und Edwin jagen Pinguine, Adi und ich stellen uns an den Schaltern für Einreisepolizei und Zoll an. Dort ist aber noch niemand offizielles, die einzig Uniformierten sind unsere Kollegen. Einer davon eröffnet direkt den Zollstand, er setzt sich hinter den Schalter, grinst und öffnet eine Büchse Bier. Fazit am Ende des Tags: Polizieformulare gab es, sonst nichts, Zollformulare waren sofort alle. Inschallah.
Den Sonntag verbrachten wir relativ gemütlich am Schiff - Formalitäten erledigen, Essen, Schlafen, ein wenig planen und dann -endlich- gegen 20:30 kamen wir in Tunis vom Schiff. Nun jedoch startet der ungemütliche Teil: wir müssen dringend Tanken, und dann noch eben mal bis runter nach Ben Guerdane, kurz vor der Grenze nach Lybien. Es ist längst dunkel, als wir aus dem Zoll kommen, da das Schiff ja schon mit massiver verspätung gestartet ist. Es wird eine sehr lange Nacht. Ich stelle fest, daß die Militärcheckpoints heutzutage etwas strenger organisiert sind, und auch nahe der Grenze häufiger aufgebaut sind. Teils werden Schikanen aufgestellt, sodaß man wirklich langsam tun muß. Dennoch sind alle freundlich, und winken uns sechs - Adi und Thomas im Saurer, Edwin und Peter im S-LKW und den rote Landrcruiser mit Sebastian und Harti ohne großes Federlesen durch. Edwin und Peter vollziehen einen fliegenden Fahrerwechsel unter Ausnutzung der vollen Straßenbreite. Details dazu bitte direkt erfragen. Wir dagegen machen die ersten Flugstunden aufgrund der plötzlich anzutreffenden "Speed-Bumps". Fürderhin rufe ich einfach Sau! wenn ich ein solches Ding sehe, denn Schweine liegen im muslimischen Tunesien offensichtlich nur auf der Straße rum. Irgendwann nach 3 kommen wir am Startpunkt der Rennetappe 1 an, schlagen unser Lager auf und sind ohne viel Gedöns im Reich der Träume.

Fortsetzung folgt!

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