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18. 10. 2007

El Borma - El Borma Dünenrundkurs
0 km Überführung
286,40 km Hochgeschwindigkeit

So, endlich kann ich auch in die hohen Dünen, die ich leider aufgrund von Scheißerei letztes Jahr verpasst habe. 280 km nur Dünen - wenn das von den Dünen so wird wie um Ksar Ghilanne kann das heiter werden, so dachte ich. Der Rundkurs heute führte uns ganz tief in den Süden bis kurz vor Bjor El Khadra und abends wieder zurück in unser Camp in El Borma - dem “Campingplatz” Oasis. Ich glaube wenn meine Kinder mit Ihren Enkeln mal hier sind (natürlich auch mit einem Haflinger oder Pinzgauer), wird der Platz hier aussehen wie ein normaler Campingplatz in Frankreich oder so aber bis dahin ist es noch sehr lange - die Mühlen in Tunesien mahlen sehr langsam.
Rudi macht ja heute in aller Gemütsruhe zusammen mit Dimtri, unserem Profi-LKW Schlosser aus einer Daimler-Benz Werkstatt vom Bodensee, die Ölwanne des Saurers wieder dicht. Rudi hat von seiner Werft irgendein 2 Komponenten Zeugs dabei, was letztes Jahr auch geholfen hat und keinen Tropfen rausgelassen hat. Außerdem ist Rudi ist ziemlich vergrippt und kann nur noch mit Mühe sprechen.

Gregor und meine Startzeit war heute um 9.38 Uhr. Man schaut immer am Abend vorher in der Startzeitenliste, um sich neben der eigenen Startzeit auch den zu merken, der vor einem startet, das macht dann das Ganze einfacher und das Starterfeld (-schlange) stellt sich dann so vor dem Startunimog auf. Irgendwann so 10 Minuten vorher kommt dann einer von der Orga und überprüft stichprobenartig die Notfallausrüstung des Autos. 1 Minute vor dem Start steht man dann hinter dem aktuell Startenden an einer Linie und sobald der weg ist, fährt man selbst bis zum Start vor, wo einem der Starter dann den Countdown runterzählt. (Abblendlicht anmachen nicht vergessen)

Heute sind wir direkt hinter dem 2. Pinzgauer gestartet und da die ersten Kilometer scheinbar eine Piste ohne viel Sand ist, besteht sogar die Möglichkeit, dass wir aufgrund unserer größeren Reifen und der härter abgestimmten Vorderachse Peter und Adi noch vor den großen Dünen einholen. In den Dünen und auf sandigen Pisten haben die dann wieder leichte Vorteile mit ihren kleineren nicht so agressiven Sandreifen, die dem Motor nicht so viel Drehmoment rauben. Leider haben wir die 2 schon nach 7km eingeholt. Am Pistenrand stehend mit ausgeauter Motorabdeckung. Am Abend stellte sich raus, dass der Verteilerfinger sich in seine Bestandteile zerlegt hatte. Den hatte Peter erst am Abend vorher gewechselt ... - never change a runninmg system! Wir also, nachdem wir Peters erhobenen Daumen gesehen haben, weiter in Richtung Süden. Nach kurzer Parallelfahrt mit dem Notarzt Patrol von Klaus Spöhrl und Dr. Kilian sind wir eine kurze steile Düne hoch und dann ein paar hundert? Meter weiter haben wir eine Graben übersehen - oder waren einfach zu schnell. Im letzten Moment bin ich noch mal voll in die Eisen und hatte vor dem Einschlag das Gefühl, jetzt ist alles vorbei und wir wachen vielleicht wieder im NEF vom Klaus auf. Leider bin ich auch zu spät von der Bremse und wir sind mit blockierenden Rädern in den Graben eingeschlagen. Erstmal richtig geflucht, in 2 lang runtergeschaltet und weiter die nächste flache Düne rauf. Irgendwas hält das Auto zurück und der Pinzi ist nicht so “schnell” wie sonst? Gregor und ich schauen während der Fahrt aus dem Auto raus und merken, dass wir eine vollkommen verstellte Spur haben. Fahren wir so weiter? Nein, wir halten mal an und schauen wie es aussieht - der geschmiedete Hebel, der Spurstangenkopf und Alugehäuse des Portals verbindet ist total verbogen. Das rechte Rad steht ca. 20° nach außen. Wir haben dann trotz Flugsand, Gregor hatte schon sein Skibrille auf, versucht die rechte Spurtstange so zu verdrehen, dass das rechte Rad einigermaßen gerade läuft. 32er Gabel für die Konterschrauben - Fehlanzeige, große Rohrzange für die wiederspenstige Spurstange auch Fehlanzeige. Zum Glück haben wir eine nagelneue Wasserpumpnezange dabei. Leider etwas klein, aber mit Verlängerung durch einen Ringschlüssel und Sternchen in den Augen, haben wir es doch geschafft das Rad wieder etwas rein zu bringen. In diesen vielleicht 25 Minuten hat uns wohl das restliche Feld, was hinter uns gestartet ist ca 150m östlich überholt. Es hilft nix, wir müssen die immernoch ca. 200km durch den Sand weiter, auch mit immernoch verstellter Spur, die uns auf Highspeed Strecken eine Geschwindigkeit von nur 45 km/h anstatt 55 km/h erlaubt. In einem großen Tal mit einer Art Containersiedlung geht es wieder eine richtig große Düne am Horrizont hoch. Wir nutzen den erlaubten Korridor (100m links oder rechts der Ideallinie von Punkt zu Punkt) nach links voll aus und kürzen einen Rechtsschlenker der Spuren vor uns ab. Die Düne schaffen wir mit Schwung im 1. Anlauf und wir fahren weiter. Im Augenwinkel hatten wir beim Rauffahren irgendwo rechts unten ein Auto stehen sehen. War das die 1. DK von heute? Wir halten an und beratschlagen, als auf einmal der weiße große neue Land Cruiser mit seiner hübschen mitvierzigerenin als Fahrer und dem langhaarigen Beifahrer auftaucht und neben uns hält. Tatsächlich bestätigen sie, wir haben eine DK verpasst, also wieder zurück - lieber 10 Minuten länger fahren heute als ca. 10 Stunden Strafzeit. Bei den DK’s muss man immer aufpassen, dass man von der richtigen Seite kommt - das hat aber geklappt und wir haben den Stempel bekommen. Die Düne wieder hoch, die wir vor 20 Minuten noch geschafft haben, war erstmal nicht mehr möglich. Erst nach 5 Versuchen in unterschiedlichen Gängen haben wir es mit einer schwungvollen Schrägfahrt am Anfang doch geschafft hoch zu kommen. Wenn ein Reise Pinzi hier mit Ausbau und mehr Verpflegung 800 kg mehr wiegt - herzlichen Glückwunsch - dann wird es lustig.

Jertzt geht es immer weiter durch die hohen Dünen, aber auch oft durch karge Flächen mit eine paar Grasbüscheln. Ich bin das erste Mal in meinem Leben so weit von irgendeiner Zivilisation entfernt - es ist ein beruhigendes Gefühl die Orga im Hintergrund zu haben, die einen wieder rausholt falls man hier liegen blleibt. Auf der anderen Seite hat diese Gegend einen ganz besonderen Reiz - wie muss es erst in den “richtig” großen Wüstenabschnitten in Lybien etc. sein? Da wir jetzt ziemlich spät dran sind, wird der Sand durch die Sonne immer weicher und die vielen Autos, die vor uns sind haben den Sand an den Durchstiegen natürlich auch zerwühlt. Das eintige Auto das wir noch sehen, ist der Mazda Pickup, der sich an einer Düne festgefahren hat und gerade mit Sandblechen arbeitet. Da wir schon so weit hinten sind und schon in den letzten Tagen vielen Teilnehmern geholfen haben, fahren wir, da wir einen Durchstieg weiter drüben sind und die Sache beim Mazda nicht so dramatisch aussieht weiter ohne zu helfen. In einem engen kleinen Tal zwischen 2 Dünen, wir sind gerade ein 70% Gefälle runtergekommen (mit dem 6x6 Pinzi im weichen Sand überhaupt kein Problem) und fahren praktisch links in dem Tal steil links aufsteigend heraus, merke ich nach dem Tal, dass wir nur noch wenig Motorleistung haben und der Motor stottert. Wir haben mit laufendem Motor angehalten um zu sehen was los ist - instinktiv bücke ich mich und schaue unter das Auto. Wir verlieren eine Flüssigkeit in Ströhmen, ungefähr hinter der Fahrerkabine. Ich dachte im ersten Moment, Scheiße, unsere Ölwanne ist hin und sage das auch zu Gregor, der auch schon ausgestiegen ist. Gleichzeitig bemerke ich aber, dass es nicht Öl sein kann, da es eine durchsichtige Flüssigkeit ist. Wasser? Nein, die Wasserflaschen liegen weiter hinten, Kühlwasser haben wir zum keines. Mist, das ist Benzin! Gregor wird es auch mulmig und während ich die Zündung und den Hauptschalter ausmache, macht sich Gregor schon an den Feuerlöscher dran. Die ersten 5 Minuten waren wir nur mit entsichertem Feuerlöscher dagestanden und haben gewartet, dass uns die Karre abbrennt. Nach ein paar Minuten hat Gregor den Wartungsdeckel oben abgemacht und bemerkt, dass die Hohlschraube der Benzinleitung zum 1. Vergaser draußen ist. Die Pumpe hat also immer fleißig das Benzin durch den Schlauch gepumpt und der hat sich dann über den heißen Auspuffkrümmer und Rohre ergossen - es grenzt an ein Wunder, dass bei dem heißen Motor (vorher 2h Vollgas) nichts angefangen hat zu brennen. Wir haben die Hohlschraube wieder reingeschraubt und haben sogar in den CH Original Bordersatzteilen einen originalen Kupferdichtring gefunden (Danke an Urs Studer und seine Jungs, die mir den Pinzi an Ostern 2005 so original und vollständig beladen verkauft haben) der die Schraube zum Vergaser hin abdichtet. Leider mussten wir feststellen, dass auch alle 5 Vergaserdeckelschrauben verschwunden waren - es hat alle rausvibriert und in den Sand gehauen - auf nimmer Wiedersehen. Schrauben die da rein passen hatte ich keine dabei, noch dazu habe ich nach der Rally in Deutschland erfahren, dass es sich hier sowieso um ein Spezialgewinde handelt. Wir haben dann vom hinteren Vergaser 3 Schrauben ausgebaut (wir mussten dann doch alle Sitze ausbauen und den großen Motordeckel abnehmen) und den vorderen Deckel wieder mit zusätzlichem Loctite festgezogen. Der vordere Vergaser hatte schon die letzten Monate ein Problem mit Nachtropfen und Undichtigkeiten und war eh schon zur Überholung nach der Rally vorgesehen.

Irgendwann auf dieser Strecke bis zum Wendepunkt ganz im Süden hatten wir vorne rechts auch noch einen Platten, aber das war heute eher als Lapalie an zu sehen. An der Motorradtankstelle (ein umgebauter Discovery 1 oder 2) und auch gleichzeitig auch der DK dort unten, haben wir sogar vorsichtshalber 20 Liter Benzin nach getankt. Als wir fast fertig waren, kam dummerweise auch noch der Mazda Pickup und hat den Tankvorgang gesehen - hoffentlich macht der kein Theater wegen fremder Hilfe. (Strafzeiten) Aber mitten im Nirwana auf dem Heimweg Übernachten zu müssen war mir auch zu unsicher, und ich wusste auch nicht, ob sich unser Vergaserdeckel nicht wieder lösen würde und wir nochmehr Treibstoff verlieren würden. Wir hatten allerdings auch noch unsere 4 Ersatzkanister komplett gefüllt und unangerührt auf der Ladefläche. Die Fahrt gen Norden war für uns problemlos - der Rallygott hatte uns heute schon wohl genug Prüfungen auferlegt - wir sind lange zusammen mit dem Mazda gefahren - auf langen Sandetappen ist er natürlich immer schneller gewesen als wir, sobald es technisch wurde waren wir wieder da, überholt haben wit Ihn auch einmal, er ist aber in einer großen Senke stecken geblieben und als wir auf der Düne gewartet haben, kam er nicht hinterher. Gregor ist die 150m zurückgelaufen und hat ein paar Tips gegeben und dann war der Pickuo auch auf der Düne (das klingt jetzt überheblich, aber es war so). Am Ausgang der Dünen, als es so langsam auf die sandigen Pisten in Richtung El Borma überging, war noch eine DK, die dann mit Ihrem Auto mit uns zusammen ins Camp gefahren sind. Es ist schon frustrierend so langsam auf den sandigen Pisten zu sein, dass man noch nicht mal das Orga Fahrzeug abhängen kann. Das hängt an der verzogenen Spur aber auch an der für die heutige Zeit geringen Leistung des Pinzgauers. (Bj. 1973 - 90 PS bei ca. 2,8 to Rallygewicht)

Bis zum Camp haben wir es gerade so mit dem 120 Liter Tank des Pinzis geschafft, ohne nach zu tanken. Ohne die 20 Liter aus der Motorradtankstelle, hätten wir 1 Kanister von unseren vieren gebraucht und hätten immernoch 60 Liter Reserve gehabt - ich habe somit kein schlechtes Gewissen den anderen Teilnehmern gegenüber - wegen Gewichtserleichterung etc.

Im Ziel/Camp kamen wir noch in der Karrenzzeit an, d.h. 1h nach der Vorgabezeit und somit zu unseren 1,5h die wir zum Reparieren unterwegs gebraucht haben noch 0,5h Strafzeit. - naja noch Glück im Unglück - es hätte uns auch das ganze Auto abbrennen können und wir hätten in der Wüste übernachten müssen und das vielleicht mit Brandwunden und nur mit eingeschränkter Ausrüstung da evtl. teilweise verbrannt.

Gregor hat sich nach einer kleinen Pause im Camp um die Vergaser gekümmert und aus unserem Reservevergaser der im Saurer war, Schrauben geholt. Alle zusammen haben wir den geschmiedeten Anlenkhebel der Spurstange ausgetauscht (der zum Glück an unserer Reserveachse in unserer Ersatzteilkiste im Daktec MAN war) und dabei ist uns die spezielle Unterlegscheibe zur Bremsbackenjustierung im Sand verloren gegangen, 1,5h im Dunklen  gesucht und nicht gefunden - alle müde - zum Kotzen. Dimitri ist mittlerweile zu einem Reifenreparierer geworden - jeden Abend hat er zwischen 2 und 4 Pinzgauerräder wieder irgendwie zu machen und arbeitet mit den 2 großen Gedore Montierhebeln von Gregor nicht viel langsamer als eine vollausgerüstete Reifenwerkstatt. Ein Rad von uns bekommt er heute nicht fertig, da braucht er morgen einen neuen Ventileinsatz oder Schlauch, den er mit Rudi in El Borma organisieren will - der Saurer fährt jetzt wirklich nur noch Service für die 2 Pinzgauer und den Toyota des Teams und wir verabreden uns morgen auf der Strecke zur Übergabe des Reifens. Nachts gegen 0.30 Uhr ist es soweit, wir können endlich die Spur einstellen, den Verlust der speziellen U.-Scheibe haben wir Dank dem deutsch-russischen Improvisationstalentes von Dimitri anders ersetzt. Normalerweise muss der Pinzi normal beladen sein und dann langsam vorwärts ausgerollt werden, damit die Achsen einigermaßen “Normal” dastehen. (Eingelenkpendalchsen, bei denen der Drehpunkt der Achse nicht genau mit dem Drehpunkt der Spurtstange(n) übereinstimmt.) Dimitri hat das nach 4-5 Bier im Dunkeln mit einer Taschenlampe nur mit Augenmaß an der Flucht der beiden Hinterachsen gemessen, ich habe unten an der Stange gedreht. Einen Tag später haben wir das im Hellen nachgemessen - anstatt 2-4mm Vorspur haben wir jetzt 6mm Vorspur - ich glaube nicht schlecht für grobes Abschätzen im Sand und mit Taschenampe. Nach meinem 1. Bier an diesem Tag sind wir um 1.30 Uhr in die Schlafsäcke - Dimitri in seine Segelkoje im Saurer, Grgor und ich in unserem kleinen Bullfrog Zelt. Peter und Adi hatten auch mit einem Platten und einer undichten Verbindung zwischen Krümmer und Wärmetauscher zu kämpfen und waren kräftig am Bleche biegen.
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