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Startseite > TAGEBUCH > Erg Oriental 2007 > 23.10.2007

23.10.2007 nur noch mit 6x5!

Dünenrundkurs
0 km Überführung
ca. 50 km Hochgeschwindigkeit


Heute gibt es einen “Le Mans Start” auf Höhe des Pools außerhalb der Oase. D.h. die Autos werden nebeneinander in einer langen Reihe mit laufenden Motoren hingestellt, die Helme auf die Motorhaube, bzw bei uns auf den Boden gestellt. Die Fahrer und Beifahrer stehen ungefähr 50m davon entfernt und laufen dann, nach dem die Startrakete von Steini abgeschossen wurde, zu den Autos, müssen dann den Helm aufsetzen, den Bordfunk einstöpseln, sich anschnallen und das Licht einschalten und dann losfahren. Der Start ist Gregor und mir heute sehr gut gelungen und unbehelligt von irgendeinem anderem Teilnehmer die alle hinter uns sind, kommen wir um die Ecke in Richtung Piste. Bis zur 1. DK bevor es nach ein paar Minuten Fahrt in die Dünen geht, hat uns außer dem Cherokee keiner überholt. Ein paar Mal hat es richtig gepasst, mit über 80 km/h aus einem Loch rausgeflogen und dann beim Landen wieder in eine Senke und dann der nächste Sprung, ein Wunder, dass das Auto noch fährt. Irgendwie haben Gregor und ich heute nicht die uns sonst eigene Ruhe. Wahrscheinlich ärgern wir uns über die Missgeschicke und Pech mit den verpassten DK’s und den damit nicht mehr auf zu holenden Strafzeiten. Auch haben wir durch das Mißverständnis mit Steini am Anfang der Rallye unseren Tagessieg vergeigt. Heute ist die letzte Möglichkeit noch mal unseren Pinzi zumindest in der Tageswertung ganz nach vorne zu bringen. Obwohl Rudi zu uns gesagt hat, wir sollen es heute nicht übertreiben, gibt es heute in den Dünen nur Eines: - 3. Gang kurz - mindestens 2 Achsen gesperrt - Vollgas. Die Dünen sind bei dem heutigen kleineren Rundkurs einfacher zu fahren als gestern, irgendwie passt die Fahrtrichtung besser zu den Dünenhaufen. Es entbrennt bis kurz vor der 3. und letzten DK (13km vor dem Ziel) für heute ein richtiger Kampf um die Führung zwischen dem Eble Hummer, dem kurzen Matzker Defender, dessen Fahrer nach der Scheißerei wieder ganz fit zu sein scheint und uns. Der 90 iger und wir können einfach im 90° Winkel über die Dünen quer drüberschroten. Der Hummer muss mit seiner mittlerweile düneneingespielten Beifahrerin öfters Kurven und Bogen fahren. Zwischendrin ist ab und zu noch ein langer G, der aber öfters hängen bleibt als wir Anderen und natürlich nervt, wenn er vor uns in der Spur steht und der Hummer weiter vorne davonzieht und wir nicht an dem langen G vorbei kommen. Probleme haben wir zwischen den Dünenkämmen, wenn die Anderen beschleunigen, fahren Sie uns davon und können dafür dann die Düne wieder materialschonend - langsam überqueren. Wir hingegen fahren einfach nur noch Vollgas, die angeschlagene Federung vorne schlägt dauernd laut durch und die Räder streifen öfters in den “Radhäusern” - im Kopf geht mir oft rum was die E-Teile zu Hause kosten werden und wann ich das Alles wieder reparieren soll - aber egal, für das eigene Ego und für das des Pinzis wäre ein Tagessieg heute sehr gut. Wir haben sogar einmal beinahe einen Motorradfahrer ernsthaft erwischt - wir hatten Ihn schon rechts auf eine kleine Düne hoch überholt und wir hatten vorne weit und hoch abgehoben und plötzlich war das Motorrad von links wieder da und vor uns. Der Pinzi hat ca. 1,5m hinter Ihm eingeschlagen - Glück gehabt - abends haben wir uns bei dem Fahrer entschuldigt, der heute später leider auf den Berge MAN verladen werden musste.Kurz vor DK 3, wir waren glaube ich immer noch unter den ersten 3 PKWs gab es ein mahlendes Geräusch von vorne rechts, was ich nicht zuordnen konnte. Anhalten gab es heute nicht, also Stempel von der DK und weiter. Leider keine 15 Meter mehr, denn wir sind die nächste Düne nicht mehr hochgekommen. Scheiße, die Vorderachse wird nicht mehr angetrieben. Wir haben dann den Zuschaltgeberzylinder für den Vorderachsantrieb ausgebaut um zu sehen ob der noch funktioniert - er geht. Jetzt war ich sehr niedergeschlagen, nicht nur dass wir jetzt keine Chance mehr hatten den Tag zu gewinnen, wir mussten auch noch mit einem LKW mit fremder Hilfe aus den Dünen geholt werden. Gregor hatte Einges zu tun um mich halbwegs zu trösten - ich war sehr traurig. Wir haben uns überlegt welchen LKW wir jetzt verständigen, entweder unseren Saurer, der heute nichts zu tun hatte oder den Berge MAN von Andreas Burgard. Das war eine schwierige Entscheidung, der Saurer würde uns keine Strafe wegen fremder Hilfe einbringen und uns über die Rallystrecke ziehen. Das Abschleppen über die 13km Dünen wäre mit Sicherheit kein Schongang für den Pinzgauer. Für Rudi wäre es aber eine Ehre uns zu helfen und seinen Abschleppkran das erste Mal zu benutzen. Ich habe mich mit Gregor und Alexander, dem Streckenposten, beraten und wir haben beschlossen den Pinzgauer auf den MAN von Andreas Burgard zu verfrachten. Jetzt hat Alexander mit dem 2m Funkgerät versucht den Berge MAN zu verständigen, aber das hat leider nicht geklappt. Nach Rücksprache mit Alexander haben wir dann unser 2m Funkgerät im Pinzgauer klar gemnacht und es auch probiert - mit Erfolg! Der MAN holt uns und Rudi haben wir auch erwischt, er baut im Camp den Kran am Hinteteil des Saurers auf um dann dort den Pinzgauer vorne anheben zu können und dann besser schrauben zu können. Jetzt hatten wir natürlich Zeit und haben unsere 2 Campingklappstühle rausgeholt und zusammen mit den tierärztlichen Streckenposten Marie und Alexander ein Vesper gemacht und zwischendurch noch Ian, einen britischen Motorradfahrer, davon übertzeugt, dass er mal eine Pause macht, da er einen sehr fertigen Eindruck gemacht hat. Ich habe mich irgendwie nicht damit abfinden können, dass wir hier nicht mit eigener Hilfe rauskommen und habe mir die Explosionszeichnungen der Vorderachse im Ersatzteilkatalog angesehen. Um sicher zu sein, welche Seite der Achse defekt ist, habe ich den Pinzgauer Wagenheber unter das rechte Vorderrad. Beim Drehen -  ob mit oder ohne Sperre vorne - gab es seltsame Geräusche - ich wollte schon vollkommen aufgeben, als Alexander uns fragte, ob wir eine Sperre vorne hätten, ich sagte natürlich ja. Alexander meinte, ich sollte doch mal das linke Rad hochheben - tatsächlich - mit eingelgter Sperre dreht sich das Rad nicht mehr !!! Also haben wir jetzt 6x5 Antrieb. Gregor zu mir: “ Probieren wir es?” Ich: “Klar, schmeissen wir das umherliegende Gerümpel von uns was hier um das Auto rum liegt lose hinten drauf und nichts wie weg auf der Rallyestrecke in Richtung Ziel!” Den Berge-MAN hat Alexander mit unserem Funkgerät verständigt, dass wir es selbst in Richtung Ziel probieren, uns aber noch mal per Funk melden, ob wir es wirklich schaffen. So ging es also los, und ich muss sagen, es waren die schwersten 13km in meinem Offroader Leben - wir haben dann den Berge MAN angefunkt, dass er uns nicht holen muss - das war im Nachhinein für die Allgemeinheit nicht schlecht, da der Berge MAN auch noch 2 andere PKws an diesem Tag zu bergen hatte und selbst diese 2 vor dem Dunkelwerden nicht geschafft hat - nach unserem Funkspruch an den MAN haben wir unser Funkgerät wieder ausgeschaltet, da es sowieso in Verbindung mit dem eingeschalteten Tripmaster nur rauscht. Das nicht angetriebene Rad ist wie ein Bremsanker und das ganze Auto zieht nach rechts wie verrückt. Nach der Hälfte der Strecke sind wir auf einem kleinen Dünenkamm entlang, auf dem die Spuren der anderen Fahrzeuge dann rechts runter sind wie in einer Steilkurve und dann durch ein Loch und drüben wieder eine höhere Düne hoch. Mit 6x6 wäre das kein Problem gewesen, aber mit dem Bremsanker vorne auf der Talseite, habe ich mich in letzter Sekunde entschieden noch länger auf dem Kamm zu bleiben und dann in kippmäßig gefahrloser Fallinie in das Loch zu fahren. Leider war der Dünenkamm zu spitz und wir sind der Länge nach mit dem Bauch aufgesessen. Mit 4 Blechen und Hi Lift im Einsatz, haben wir es geschafft einmal sogar alle 4 Hinterräder so weit zu vergraben, dass man nur noch das obere Profil der Hinterräder sieht. Es ist unglaublich, der Pinzi steht schon in Fallinie in Richtung Loch und trotzdem bewegt er sich nur nach Erdmittelpunkt und nicht nach vorne. Ein kurzes Sandblech wird vom noch angetriebenen Vorderrad erfasst und er Länge nach einfach in den Sandberg reingeschoben. Der Pinzi kommt vielleicht 10cm weiter. Gregor, der heute etwas zu wenig getrunken hat und gerade versucht loszufahren, da ich den Hi Lift halte, probiert es wieder nach vorne, ich schiebe dann hinten wie ein Ochse, bis ich Sternchen sehe, bis auf einmal Ian, der britische Motorradfahrer kommt und mitschieben will. Ich sage ihm, er soll bitte mit seinem Motorrad weiterfahren, da ich weiß, dass er ziemlich fertig ist. Irgendwann nach richtigem Hochhiefen mit dem Highlift, der beim Losfahren dann umfällt und wegen dem Sand im Mechanismus schon seit Tagen nicht gescheit funktioniert, klappt es und Gregor fährt gleich auf ein kleines Plateau in dem nächsten Dünenaufstieg. Jetzt müssen wir erstmal das eine Sandblech suchen und dann Alles die Düne hoch zum Pinzi schleppen und verladen - dann beten, dass wir die Düne überhaupt hochkommen - es hat geklappt. Nach 7 weiteren voll konzentrierten Kilometern erreichen wir das Ziel, ich habe vor Freude Tränen in den Augen, die man zum Glück durch die Sonnenbrille nicht sieht. Wir bekommen nur 30 Minuten Strafzeit, da wir ein paar Minuten nach der Vorgabezeit ankommen. Peter Mühmel, mit der Start Nr. 102 ist mit seinem Pajero Prototyp im Gesamtklassement einen Platz vor uns und ist heute mit verrauchter Kupplung in den Dünen liegen geblieben. Er musste vom Berge-LKW geholt werden und ist somit im Gesamtklassement hinter uns gerutscht. Im Camp werden wir sofort von Rudi, Dimitri, Adi und Peter empfangen. Der Pinzi wird an den Saurer Kran gehängt und jetzt haben Dimitri unser deutsch-russischer LKW Schlosser Geselle und Peter, KFZ Meister in Diensten der Grazer Verkehrsbetriebe Hand in Hand und zeigen was in Ihnen steckt, obwohl Sie sich erst seit ein paar Tagen kennen. Unglaublich wie schnell man ein Vorgelege der Portalachse abbauen kann um die Diagnose zu stellen. Die Steckachse im Differential ist rundgedreht und leider auch die dazu passende Innenhülse die aus dem Diff kommt. Die Steckachse haben wir gebraucht dabei, aber leider nicht die Innenhülse. (letztes Jahr auf der Erg hätten wir uns aus dem Reserve Diff das Teil ausbauen können ... - dieses Jahr haben wir das schwere Reserve Diff nicht mitgenommen) Die Ursache für das Ganze ist wahrscheinlich ein verbogener, gegossener Achskörper, der aus dem Differential rauskommt und auf dem der Radantrieb draufgesteckt ist. Das rechte Rad schleift auch am Schutzblech des Originalbenzintanks, es muss also wirklich was verbogen sein. Mit den Mitteln und Ersatzteilen die wir auf der Rallye dabei haben, besteht   keine Chance das zu Reparieren. In Anbetracht dessen, dass wir nur noch morgen einen richtigen Renntag haben, an dem es nur auf Schotterpisten geht, und dass uns der Saurer evtl. an der übermorgigen 40km langen sandigen Strandetappe zur Not ohne Strafzeit für uns ziehen kann, haben wir uns entschlossen, die Steckachse aus zu bauen und weiter mit maximal 6x5 bis nach Hause zu fahren. Heute Nacht wird Rudi noch von offizieller Seite gefragt, ob er morgen den offiziellen Camion Balai für die Rally machen kann, da Andreas mit seinem MAN noch in der Wüste ist und auch dort übernachtet um einen Mazda mit Kupplungsschaden zu bergen. Rudi ist natürlich froh dass er helfen kann und willigt erfreut ein. Die Daktec Jungs sind heute Nacht auch aktiv und tauschen die defekte Kupplung von Peter Mühmel aus. Zum Glück hatte einer der Pajeros der Orga eine passende Kupplung dabei.
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